Lehrbuch der Elektrotechnik, I. Band: Die wissenschaftlichen Grundlagen der Elektrotechnik

Wer wie der Verfasser in langjähriger Erfahrung in der Elektroindustrie und im Unterricht mit Vertretern aller Gruppen der Elektrotechnik, Elektromonteuren, praktisch und theoretisch tätigen Ingenieuren, die aus Fachschulen oder technischen Hochschulen hervorgingen, und nicht zuletzt Studierenden solcher Schulen zu tun hatte und ferner noch die Unterschiede in den Ansichten und im Unterricht in einzelnen Ländern und Staaten kennt, der wundert sich zu­nächst über eine gewisse Übereinstimmung, mit der in all diesen Kreisen einzelne Wissenslücken auftreten, die von den Betroffenen um so unange­nehmer erachtet werden, als ihre Klärung nach einer kurzen Aussprache sich als meist so einfach herausstellte, daß die fremde Hilfe als mehr oder minder entmutigend empfunden wird. Es handelt sich dabei fast immer um Fragen der elektrotechnischen Grundlagen. Trotz eines manchmal vergleichsweise nicht völlig zureichenden praktischen Fachunterrichtes haben daher die Schulen im Durchschnitt die besseren Ingenieure hervorgebracht, die ihr Hauptgewicht dem Grundlagenunterricht gewidmet haben.
In ganz besonderem Maße gilt das von der Elektrotechnik. Die Elektrotechnik umfaßt heute ein so umfangreiches Gebiet, daß eine Fachschule, im besonderen eine technische Hochschule, in der Richtung Elektrotechnik mindestens zehn Fachgruppen zählen müßte, um in jeder halbwegs am laufenden gehaltene Fachingenieure heranzubilden. Aber auch dann wären diese zwar im derzeitigen Stand ihres Faches bestens unterrichtet, für neu herantretende Probleme aber vermutlich zu wenig vorbereitet, so daß sie dort entweder versagen oder sich das Werkzeug mit vieler Mühe aus ihnen bisher nur wenig bekannten Nachbar­gebieten, aus einer Fülle von für sie im allgemeinen viel zu ausführlicher Spezialliteratur verschaffen müssen. Ein umfangreicheres Grundlagenstudium hätte ihnen diese Mühe ersparen können.